Fachkräftemangel in der Schweiz: Von ausserhalb rekrutieren oder von innerhalb fördern?

Fachkräftemangel in der Schweiz: Von ausserhalb rekrutieren oder von innerhalb fördern?

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Gemäss der neuesten Studie der Adecco Gruppe bleibt der Arbeitsmarkt in der Schweiz robust und die Zukunftsaussichten sehr positiv. Darüber hinaus hat das Land die niedrigste Arbeitslosenquote seit 20 Jahren – 2,2 % in Juni 2023. Dies sagt viel darüber aus, wie die Schweiz eine starke Wirtschaft und einen soliden Arbeitsmarkt trotz ökonimischen Turbulenzen beibehält. Denkt man jedoch über den demografischen Wandel und den wachsenden Arbeitskräftemangel nach, zeichnen sich jedoch weiterhin Herausforderungen bei der Talentsuche ab.

Beatrice Kohler, European Midmarket Business Lead

Die offenen Stellen in der Schweiz finden sich in zahlreichen Berufsgruppen, darunter Produktion, Gesundheitswesen, Handel, Gastgewerbe oder IT. Für diese Sektoren ist es aktuell sehr schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Einige Experten verweisen auf den ausländischen Kandidatenmarkt als Abhilfe, während andere sich auf die Förderung und Ausbildung bereits ansässiger Talente konzentrieren.

Einfluss der Mehrsprachigkeit auf den Schweizer Talentmarkt

Adecco Analyse der Sprachnachfrage in Schweizer Stellenanzeigen zeigt, dass die meisten offenen Stellen Deutschkenntnisse erfordern (87 %), gefolgt von Englisch (32 %), Französisch (23 %) und Italienisch (4 %). Bemerkenswert ist, dass in mehr als einem Drittel der Anzeigen zwei oder mehr Sprachkombinationen als bevorzugte Option genannt werden, was die Suche nach dem idealen Kandidaten noch schwieriger macht.

Obwohl Mehrsprachigkeit ein wichtiges Element für die Schweiz als Land ist, sprechen doch nur 38% der Erwerbstätigkeiten zwei Landessprachen auf ansprechendem Niveau. . Es gibt sie also, aber nicht genug davon. Zudem altert die Schweizer Bevölkerung und erlebt eine grosse Rentenwelle der Babyboomer. Der Nachwuchspool an jungen, qualifizierten Facharbeitern, die in den Arbeitsmarkt einsteigen, ist zu knapp, um den enormen Stellenbedarf zu decken.

Was kann also getan werden? Es gibt einige Optionen, die Sie in Betracht ziehen sollten.

Erleichterung der grenzüberschreitenden Arbeit

Das Weltwirtschaftsforum hat kürzlich seine Arbeitslosenprognose für 2023 veröffentlicht. Während einige Länder, darunter auch die Schweiz, die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit vielen Jahren prognostizieren, erwarten umliegende Länder Quoten von nahe 10 %. Während dies eine Herausforderung für Menschen in wirtschaftlich angeschlagenen Volkswirtschaften darstellt, eröffnet dies einen grösseren Pool an ausländischen Kandidaten für Länder mit. Das Engagieren von Grenzgägern aus Frankreich (bei einer prognostizierten Arbeitslosenquote von 7,6 %) oder Italien (bei einer Arbeitslosenquote von 9,4 %) bleibt eine Wichtige Quelle für Arbeitgeber. Schliesslich ist der der Anteil der Arbeitsplätze in den lateinsprachigen Regionen der Schweiz (+11 %) am stärksten gestiegen. Hierzu eine Case Study, in der Pontoon für einen international operierenden Kunden Nischenpositionen an einem wettbewerbsintensiven Standort mit spezifischen Sprachanforderungen besetzt hat.

Mehr Ausbildung in den Skill Gap Bereichen

Die Schweiz ist für ihr duales Bildungssystem bekannt, das dank Berufslehre oder akademischem Studium hochwertige Ausbildungen ermöglicht. Während bis vor 10 Jahren mehr als 2/3 der Jugendlichen eine Berufslehre gemacht haben, ist das Verhältnis heute fast 50/50. Wer heute studiert, entscheidet sich immer häufiger für Fächer in den Geisteswissenschaften, weshalb weniger Ingenieuren und technische Experten ausgebildet werden. Im Bereich der Lehre erfreuen sich KV-Berufe grosser Beliebtheit, während Lehrstellen in der Industrie oder dem Baugewerbe viel häufiger unbesetzt bleiben. Dabei wächst der Bedarf genau in diesen Berufen: Bau- und Entwicklungspersonal (+20 % gegenüber dem Vorjahr), Montage- und Hilfskräften (+15 %) sowie Handwerks- und Industriepersonal (+14 %). Um dieses Problem anzugehen, müssen private Unternehmen und öffentliche Institutionen zusammenarbeiten, um sich aktiv an Bemühungen zu beteiligen, die junge Menschen für Berufe begeistern, die in der Gegenwart und zukünftig unverzichtbar bleiben. Dazu sollten Programme gehören, die die Sektoren mit geringem Qualifikationsbedarf hervorheben und jungen Menschen frühzeitig die Möglichkeit geben, sich mit der Arbeit dort vertraut zu machen. Ein Teil des Problems besteht auch darin, dass jüngere Arbeitnehmer sich der Vielfalt der verfügbaren Berufswege oft nicht bewusst sind.

(Wieder)eingliederung bestehender Arbeitskräfte

Eine weiterer Punkt in Sachen Arbeitskräftemangel bezieht sich auf die (Re)-Integration von wenig geförderten Arbeitskräften, zum Beispiel partiellen Sozialhilfeempfängern. Die Investition in diese Kohorte ist nicht nur eine ökonomische Überlegung; die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu erleichtern antwortet auch auf einen sozialen Imperativ in unserer Gesellschaft.

Abschliessende Gedanken

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz, der unterschiedliche Lösungen umfasst. Neben direkter Rekrutierung für unmittelbare Stellen, baucht es auch einen mittel- und langfristigen Plan, um genug Personal für die unterbesetzten Berufe auszubilden. Das schweizer Bildungssystem ist und bleibt eine Waffe in diesem Kampf.

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